Heute gibt es den ersten von Google+ angeregten Beitrag in diesem Blog. Martin Poreda von kununu hat dort nach einer gender-gerechten Sprachlösung für “Mitarbeiter” beziehungsweise “Bewerber” gefragt. Da möchte ich gerne meinen Sprach-Senf dazu geben.
Die Variante “Mitarbeiter (m/w)” ist mittlerweile in der Recruitingkommunikation die von vielen favorisierte Lösung, um beide Geschlechter anzusprechen. Ich persönlich finde sie sehr einfach zu handhaben, aber unglücklich, da “Mitarbeiter” nun mal ein eindeutiges Geschlecht hat und die Einbeziehung der Mitarbeiterinnen durch das Kürzel etwas nachgeschoben wird. Die weit verbreitete “m/w”-Praxis führt in einigen Stellenanzeigen übrigens zu schönen Stilblüten à la “Chefsekretärin (m/w) gesucht”. Für mich hat die “m/w”-Praxis in Deutschland immer den schalen Beigeschmack von “Ich finde es eigentlich unmöglich, aber das AGG zwingt mich dazu.” Angemessener finde ich daher persönlich die Variante mit Bindestrich “Mitarbeiter/-innen”.
“Mitarbeitende” und “Bewerbende” wäre theoretisch eine elegante Lösung – siehe die Parallele zu “Studierende”, das sich mittlerweile als der politisch korrekte Begriff für Studenten beiderlei Geschlechts durchgesetzt hat. Gebräuchlich sind “Mitarbeitende” oder “Bewerbende” allerdings nicht – von daher würde ich aus Verständlichkeitsgründen derzeit eher die Finger davon lassen.
Grammatikalisch umfasst “Mitarbeiter” zwar immer auch “Mitarbeiterinnen”. Mittlerweile gibt es aber durchschlagende rechtliche und ebenso ernstzunehmende personalstrategische Gründe, in der HR-Kommunikation beide Geschlechter gezielt anzusprechen. Eigentlich steht daher die grammatikalisch korrekte, “historische” Variante gar nicht mehr zur Wahl. Die “m/w” Lösung ist aus meiner Sicht zwar formaljuristisch, aber im Hinblick auf den personalstrategischen Hintergrund des männlich/weiblich-Begriffswirrwarrs nicht ganz befriedigend. Hier geht es ja nicht um das AGG, sondern um Diversity und um den Ansatz, das viel zitierte “weibliche Talentreservoir” gezielt anzusprechen.
Zudem stehen formaljuristisch motivierte Kürzel wie “m/w” aus meiner Sicht eher für einen behördlich-technischen und nicht für einen zugewandten, dialogorientierten Stil in der Kommunikation mit Bewerbern.